Schlagwort: Strategie

  • Ein Spieler am Tisch setzt zu einer große Overbet an.

    Wann du auf dem River eine Overbet setzen solltest

    Eine Overbet ist ein Einsatz, der höher ist als der Betrag, der aktuell im Pot liegt. Ein Beispiel: Wenn der Pot $100 beträgt und du $150 setzt, handelt es sich um eine Overbet vom 1,5-Fachen des Pots.

    Overbets geben deinen Gegnern schlechte Odds. Das bedeutet, sie müssen häufiger richtig liegen, um profitabel zu callen. Dies bringt sie in eine schwierige Situation – insbesondere wenn du mit einer polarisierten Range Overbets setzen kannst, die sowohl Bluffs als auch sehr starke Blätter enthält.

    Eine Overbet ist ein riskanter Spielzug. Deshalb solltest du verschiedene Faktoren abwägen, bevor du so viele Chips in die Mitte schiebst. Aber wenn du Overbets erfolgreich in deine Pokerstrategie einbauen kannst, verbessert dies mit Sicherheit deine Gewinnrate.

    Im Folgenden findest du einige Grundlagen dafür, wie und wann du Overbets auf dem River setzen solltest.

    Overbets mit Range-Vorteil

    Es gibt zwei Situationen, in denen du auf dem River setzen solltest. Die erste ist, wenn du gegenüber deinem Gegner einen bedeutenden Range-Vorteil hast: also wenn deine Range alle bestmöglichen Blätter umfasst und er nur sehr wenige mögliche starke Blätter in seiner Range hat.

    In dieser Situation kannst du auf dem River eine Overbet als Bluff setzen, sofern du es mit Gegnern zu tun hast, die sich auch von mittelstarken Blättern trennen können.

    Für gewöhnlich hat der andere Spieler eine limitierte Blattrange, wenn du eine Overbet setzt: Seine Blattstärke ist nach oben hin begrenzt, basierend auf seinen bisherigen Spielzügen wie Checken oder Callen. Wenn die Range deines Gegenspielers begrenzt ist, kann eine Overbet ihn zum Folden bringen, während er einen niedrigeren Einsatz wahrscheinlich gecallt hätte.

    Overbets für Value

    Eine weitere Situation, in der du auf dem River eine Overbet setzen kannst, ist, wenn du mit einem sehr starken Blatt den höchstmöglichen Value rausholen willst.

    Das Problem dabei ist, dass andere Spieler einen so großen Einsatz vielleicht nicht callen. Deshalb funktioniert eine Overbet für Value am besten auf bestimmten Arten von Boards, die es dir ermöglichen, einen verpassten Draw vorzutäuschen.

    Indem du deine Overbet wie einen Bluff aussehen lässt, müssen deine Gegenspieler es erwägen, mit einigen ihrer Bluff Catchers zu callen. Wenn auf dem River beispielsweise ein verpasster Flush Draw möglich ist, kannst du mit einem starken vollendeten Blatt eine Overbet bringen.

    Overbets sind eine wunderbare Methode, um Value aus den besten Blättern rauszuholen. Wenn du in deiner Overbet-Range sowohl Bluffs als auch Value-Einsätze hast, machst du es deinen Gegenspielern schwer, dein Blatt einzuschätzen. Dies lässt ihnen zwei Möglichkeiten: mit mittelmäßigen Blättern zu callen oder zu folden und dich einen Vorteil daraus ziehen zu lassen.

    Berücksichtige dein Image am Tisch

    Du solltest bei Overbets auch dein Image in Betracht ziehen. Wenn dein Image sehr loose ist, kann sich dies im Fall von Overbets für Value zu deinen Gunsten auswirken. Andere Spieler denken dann vielleicht, dass du unüberlegt handelst oder einen Tilt erlebst, sodass sie eher callen.

    Wenn dein Image tight ist, wird eine Overbet als Bluff effektiver. Andere Spieler gehen dann eher nicht davon aus, dass du einen solchen Bluff wagst, und folden tendenziell. Wenn du diese Faktoren richtig abwägst und Overbets in dein Repertoire aufnimmst, kann dir das dazu verhelfen, große Pots abzuräumen und den höchstmöglichen Gewinn mit deinen starken Blättern zu erzielen.

    Und wie man eine Overbet im Alltag integrieren könnte, erfährst du hier.

  • Sechs Pokermythen und was wirklich stimmt

    Die 6 größten Poker-Mythen – und wie es wirklich ist

    Poker Mythen gibt es viele – und sie halten sich hartnäckig. Ob es um angeblich manipuliertes Online-Poker, das berühmte Pokerface oder das Vorurteil „nur was für Reiche“ geht – die Realität sieht oft ganz anders aus. Hier sind 6 größten Poker-Mythen – und was wirklich dahinter steckt.


    1. Online-Poker ist manipuliert

    Das ist einer der verbreitetsten Poker Mythen – vor allem von frustrierten Spielern nach ein paar Bad Beats.

    Viele glauben, dass Online-Pokerseiten bestimmte Spieler bevorzugen oder die Karten „so legen“, dass mehr Action entsteht. Aber: Bei lizenzierten Anbietern ist das völliger Quatsch. Diese Plattformen verdienen am sogenannten Rake – also einer kleinen Gebühr bei jeder Hand oder Turnierteilnahme. Sie haben null Interesse daran, den Algorithmus zu manipulieren.

    Seriöse Seiten lassen ihre Software zudem unabhängig auf Fairness und Zufälligkeit prüfen. Solange du auf einer bekannten Seite spielst, musst du dir keine Sorgen machen.


    2. Poker ist reines Glücksspiel

    Ja, Poker hat Glückselemente – schließlich kann man die Karten nicht beeinflussen. Aber zu sagen, es sei nur Glück, ist falsch.

    Im Gegensatz zu Roulette oder Spielautomaten spielst du beim Poker nicht gegen das Haus, sondern gegen andere Menschen. Wenn du besser bist als deine Gegner – etwa durch Strategie, gutes Bluffing, Position und Handauswahl – kannst du auf lange Sicht gewinnen.

    Poker ist also eine Mischung aus Glück und Können. Und genau das macht es spannend.


    3. Poker ist etwas Zwielichtiges

    Noch immer denken manche an dunkle Hinterzimmer, Zigarrenrauch und Revolverhelden. Dabei ist das Bild längst überholt.

    Heute wird Poker in legalen Casinos, Cardrooms und Online-Plattformen gespielt – ganz regulär und oft mit staatlicher Aufsicht. Auch private Homegames sind meist gut organisiert und gesittet.

    Große Live-Events wie die von PokerStars fühlen sich eher an wie Festivals – nicht wie irgendwas Illegales.


    4. Poker ist nur was für Reiche

    Ein beliebter Poker-Mythos: Nur Millionäre spielen Poker – am besten mit Sonnenbrille und 10.000 € Buy-in.
    Die Realität: Es gibt Highroller-Turniere, klar. Aber der Großteil aller Pokerspiele läuft auf niedrigem oder sogar kostenlosem Level.

    Online-Turniere gibt’s schon ab $0,01 oder komplett kostenlos. Cash Games starten bei $0,01/$0,02.
    Auch in lokalen Casinos kommst du mit weniger als 100 € an den Tisch. Poker ist also für jedes Budget geeignet.


    5. Gegen Anfänger zu spielen ist schwerer

    „Die wissen ja selbst nicht, was sie tun – wie soll ich sie lesen?“ – diesen Spruch hört man oft. Und klar: Anfänger verhalten sich unlogisch.
    Aber genau das ist ihre Schwäche. Sie machen viele Fehler, spielen schlechte Hände und bluffen ohne Plan.

    Ein erfahrener Spieler kann solche Gegner gezielt ausnehmen.
    Profis dagegen spielen strategisch, setzen gezielt unter Druck und sind deutlich schwieriger einzuschätzen.
    Fazit: Schwache Gegner sind leichter zu schlagen – auch wenn’s manchmal chaotisch wirkt.


    6. Man braucht ein perfektes Pokerface

    Hollywood hat uns beigebracht, dass man nur gut pokern kann, wenn man keine Miene verzieht.
    Aber Körpersprache ist nur ein kleiner Faktor – und oft sogar irreführend. Jemand, der redet, kann nervös oder entspannt sein.

    Viel wichtiger ist:

    • Welche Hände sind möglich?
    • Wie war das Setzverhalten?
    • Wie groß sind die Stacks?
    • Was ist vorher im Spiel passiert?

    Online zählt das Pokerface sowieso gar nicht. Entscheidend ist deine Strategie, nicht dein Gesichtsausdruck.


    Fazit: Poker ist besser als sein Ruf

    Viele Poker Mythen stammen aus Filmen, Halbwissen oder alten Zeiten. Aber Poker heute ist strategisch, legal, offen für jeden – und ein spannendes Spiel, bei dem Können langfristig belohnt wird.

  • Die GRND Hand der Woche

    GRND Hand der Woche #1 – Defend mit J9o im Big Blind

    Eine neue alte Kategorie ist geboren: Die GRND Hand der Woche!

    Wer meinen Poker Content schon seit Jahren verfolgt, kennt sie vielleicht noch: Die Hand der Woche Ich habe mir für den Launch unserer neuen GRND on Tour-Website überlegt, dass es an der Zeit ist, das Format wiederzubeleben. Auf unseren Tourstops begegnen mir immer wieder einzigartige Spots. Aus diesen Spots lerne ich persönlich so viel für mein eigenes Pokerspiel, dass ich denke, es ist an der Zeit diese Lektionen wieder mit dir zu teilen. Also legen wir los!

    To Bluffcatch or not to Bluffcatch?

    Diese erste GRND Hand der Woche ereignete sich an Tag 1B des €1.100 Buyin PokerStars Open Main Events an einem komplett neuen Tisch. Wir haben also keinerlei Reads auf unsere Gegner und finden uns gerade erst ein:

    Hero sitzt mit Startstack (30.000 Chips) bei Blinds 400/800 mit 800 Big Blind Ante im Big Blind mit J♥️9♦️.

    Ein uns bis dato unbekannter Villain öffnet auf 1.6K aus dem CO und Hero verteidigt.

    Flop: Q♥️9♥️5♣️

    Hero checkt, CO setzt 1.6K, Hero callt – Reads: Villain wirkt sehr bedacht und agiert recht langsam.

    Turn: 4♠️

    Hero checkt, CO setzt 7,8K, Hero callt – Reads: Villain wirkt etwas nervöser und stellt viele bunte Chips zu einer großen Bet zusammen.

    River: K♣️

    Hero checkt, CO geht All-In für 19K, Hero… – Reads: Villain annonciert das All-In verbal zum Dealer und hebt dabei den Kopf in dessen Richtung.

    Meine Gedanken zur Hand

    Ich denke mein Preflop- und Flop-Spiel sind selbsterklärend. Wir verteidigen eine gut spielbare Hand gegen ein Minraise Heads-Up und floppen 2nd Pair. Hier müssen wir mindestens einmal bezahlen, die Turnkarte und die gegnerische Action abwarten. Wir könnten auch am Flop bereits über ein Protection/Value Raise nachdenken, haben dafür aber eine denkbar schlechte Hand: wir blocken viele Bluffs (JT + Flushdraws mit J♥️) plus es gibt nicht so wahnsinnig viele schlechtere Hände, die uns callen werden. Außerdem folden wir mit einem Raise die Bluffing Range des Gegners raus.

    Am Turn wird es kritisch, da Villain uns hier mit einer leichten Overbet konfrontiert. Wenn wir hier callen, gehen wir davon aus, dass Villain mit diesem Sizing oft (semi)blufft und es weniger oft für Value nutzt. Diese Einschätzung halte ich gepaart mit seinem mögliche Tell des Chipturmbastelns für sehr realistisch. Daher: Call.

    Auf dem River haben wir es nun mit einem großen Problem zu tun: der K♣️ komplettiert einige Draws wie JT, K♥️X♥️ sowie einige Hände wie KJ/AK. An Bluffs bleiben dann jegliche Flushdraws ohne den K♥️, T8/87/76 als geplatzte Straightdraws sowie komplette Luftschüsse. Das verbale Annoncieren eines All-Ins könnte hier durchaus ein Zeichen von Schwäche sein, mit dem der Gegner sich stärker aufplustern möchte, als er es eigentlich ist.

    Technsich gesehen spricht für einen Call, dass wir mit unserem J♥️ Hände wie KJ und JT blocken, gleichzeitig blocken wir aber auch mögliche Bluffs mit Flushdraws. Viele starke Value Hände kann unser Gegner nicht halten, denn selbst AQ würde den River oft hinterher checken.

    Meine Entscheidung

    Ich habe mich in der Situation letztendlich für einen schnellen Fold entschieden und bin damit überhaupt nicht zufrieden. Einerseits sieht man im folgenden Clip, wie schnell ich tatsächlich folde und mir kaum Zeit für eine Überlegung der obigen Gedanken nehme. Andererseits habe ich zu wenig in der Situation auf die Tells meines Gegners geachtet. Schaut euch die Hand im Replay an und sagt mir in den Kommentaren, was ihr denkt!